Der Zen-Buddhismus scheint eine gewisse Popularität zu geniessen, besonders der inflationär benutzte Begriff ZEN. Die Kehrseite der Medaille ist die Oberflächlichkeit. Der Begriff wird von sehr vielen Menschen benutzt, ohne ein tieferes Verständnis davon zu haben.
Das es ziemlich absurd ist z.B. einen Luftbefeuchter "Zen" zu nennen (hab ich wirklich schon gesehen) leuchtet den meisten wohl noch ein. Man nennt ja auch nicht eine Espressomaschine "Katholisch", nicht einmal wenn sie aus Italien kommt...
Es gibt jedoch auch andere, vielleicht weniger auffällige, Irrwege des Wortes Zen. Nicht nur die Produkte-Werbung bedient sich, sondern auch clevere Meister und Meisterinnen der Eigenwerbung. Sie zeichnen sich eher durch geschicktes Marketing aus, als durch eine starke aber bescheidene Persönlichkeit. Sie versprechen viel für wenig Aufwand und sammeln so Anhänger. Rituale, Kleidung und besonders Titel scheinen sie mehr zu interessieren als die Buddhistische Lehre. Im schlimmsten Fall verkürzen und verkaufen sie die Zen-Meditation als reine Schweige- und Geistberuhigungsmeditation, die keinen Zusammenhang zur Buddhistischen Lehre hat. So locken sie Menschen, die auf der Suche sind in eine Sackgasse. Für dieses "Show-Zen" gibt es in Japan einen Ausdruck: Zen kusai, es stinkt nach Zen!
Zen ist natürlich viel mehr als das. Es ist ein unbequemer, anstrengender Weg der Geistesschulung, der uns bis ins Innerste aufwühlen kann. Ein Weg der im Endeffekt keine Kompromisse zulässt. Denn es geht nicht darum seinen kleinen, egoistischen Geist für ein paar Stunden auf dem Sitzkissen zu beruhigen, sondern die Illusion unseres Egos zu überwinden. Da ist kein Platz für Stolz und Selbstverliebtheit!
Ist also Zen kein Lebensstil?
Doch, im besten Fall natürlich schon. Oder besser gesagt vielleicht eher eine Lebens-Art, eine Lebens-Kunst. Zen-Buddhismus ist weder eine Glaubensreligion noch eine Philosophie. Wir sind nicht Liebhaber von schönen Worten, sondern wollen wissen, was dahinter steckt. Es geht nicht darum geheimes Wissen zu erlangen sondern darum zu SEIN. Beim sitzen, gehen, atmen, sprechen, essen, scheissen. Ehrlich, einfach und ohne Hintergedanken.
Zen ohne das Alltagsleben, wäre wie ein Selbstgespräch. Irgendwie nett, aber halt doch nur eine halbe Sache.
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