Motivation

Wenn wir wieder einmal überzeugt sind, zu wenig, oder gar keine Zeit für die Zen-Meditation zu haben, dann fehlt es uns oft eher an Verständnis oder Motivation.

Es braucht eine grosse und andauernde Motivation um unzählige Stunden auf einem Kissen zu sitzen, mit schmerzenden Knien, Jahr um Jahr, seinen Geist beobachtend.

Was uns motiviert ist sicher individuell sehr verschieden. Meine eigene Motivation hat sich immer wieder verändert und verschiedene Stadien durchlaufen:

  • Innerlich kann uns der Wunsch nach Entspannung, Zufriedenheit und Glück zum Zazen treiben. Äusserlich kann es die Begegnung mit einer beeindruckenden Person sein. Vielleicht ist es auch nur die Faszination des Unbekannten.
  • Der Wunsch verbindet sich mit der Tat. Wir beginnen mit der Praxis und werden neugierig auf unseren Geist. Wir machen erste ungewohnte Erfahrungen und wollen mehr davon.
  • Der Fortschritt ist langsam. In einer Gruppe scheinen es alle anderen besser zu "können". Na wenn die das können, sollte es bei mir doch auch klappen. Aufgeben geht nicht. Gruppendruck.
  • Zazen wird langsam zu einer Gewohnheit, ja einem Bedürfnis. Erste Ergebnisse der Meditation sind spürbar, auf dem Sitzkissen, vielleicht sogar im Alltag. Es lohnt sich also doch! Körper und Geist beginnen sich zu verbinden.
  • Die eigene Praxis führt zu einem besseren Verständnis der Lehrreden. Das Dharma wird langsam klarer, Theorie und Praxis verbinden sich. Das Verständnis beeinflusst die Praxis positiv, und umgekehrt.
  • Nach ersten Erfolgen, kann es sein, dass wir nachlässig werden. Vielleicht verhindern auch unsere Lebensumstände eine regelmässige Praxis. Unweigerlich verflüchtigen sich nach und nach die positiven Ergebnisse unserer Arbeit. Mühsam freigelegte Pfade können eben auch wieder zuwachsen, wenn sie nicht regelmässig begangen werde! Dies zu bemerken kann uns erneut motivieren.
  • Schlussendlich verbinden sich Praxis und Alltag, wir sind immer weniger von der formellen Sitzmeditation abhängig. Diese neue Freiheit und Lebensqualität benötigt kaum noch spezielle Motivationsspritzen.

Diese Phasen (mit dazwischenliegenden Krisen...) können auch parallel, in anderer Reihenfolge und sich immer wieder wiederholend auftreten. Mit der Zeit sollten wir jedoch von der Abhängigkeit zu einem Guru, vom Gruppendruck und "spirituellem Karrieredenken" als Motivationsfaktoren geheilt werden.

Besonders die Jagd nach Titeln (Lehrerin, Zenmeister, Äbtissin, Roshi, Linienhalter usw.) sind absolut tödlich für eine heilsame buddhistische Praxis. Vergessen wir nicht: Das Ziel ist es unser Ego mit den drei Geistesgiften (Gier, Ablehnung und Verblendung) zu überwinden.

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